Quo vadis - Hausarzt ?
... nach Niedersachsen, Bayern, Baden-Württemberg, in die Niederlande, nach England oder Norwegen!
Überall dort wird die Tätigkeit als Hausarzt mehr geschätzt und besser honoriert als in Nordrhein-Westfalen. Schon heute sind die Bedingungen für die hiesigen Hausärzte so schlecht, dass sich keine Nachfolger mehr für unsere Praxen finden. Und dabei sind mehr als die Hälfte der Bochumer Hausärzte bereits über 55 Jahre alt und werden ihre Tätigkeit innerhalb der nächsten 10 Jahre beenden.
Für keinen Patienten ist es nachvollziehbar, dass wir für unsere verantwortungsvolle Arbeit mit umfangreichem medizinischen Wissen, moderner technischer Ausstattung und nahezu rund um die Uhr offenen Ohren für die Belange unserer Patienten, in 3 Monaten ein Honorar von 32,- Euro erhalten - abgesehen von wenigen Zusatzleistungen. Dabei ist es egal, ob wir den Patienten einmal im Quartal gesehen haben, oder er uns zehnmal kontaktiert hat. Ob wir uns zwei Minuten oder 200 Minuten mit ihm beschäftigt haben. Im Monat erhalten wir ganze 11,- Euro für eine kompetente Rundumbetreuung in allen medizinischen Fragen. Damit allein lässt sich schon heute keine Hausarztpraxis wirtschaftlich führen.
Anstrengungen unsererseits mittels der gesetzlich vorgeschriebenen Hausarztverträge neben einer weiteren Verbesserung der Patientenbetreuung auch unsere Honorare denen der Hausärzte in Bayern und Baden-Württemberg anzugleichen und somit unseren Beruf auch für jüngere Ärzte wieder attraktiver zu machen, scheitern an der Verweigerungshaltung der gesetzlichen Krankenkassen und jetzt auch an den Plänen des Bundesgesundheitsministers. Nach dem Koalitionsvertrag hatte er noch getönt, dass diese Verträge unbedingt kommen und die hausärztliche Versorgung gestärkt werden müsse. Doch jetzt soll per Gesetz die Vergütung auf die derzeit gültige Grundversorgung von 32,- Euro festgeschrieben werden. Es jubeln alle Krankenkassen, die sich seit über einem Jahr dem geltenden Gesetz (§ 73b StGB V) widersetzt haben.
Wir klagen nicht auf hohem Niveau – wir bangen um unsere Existenz!
Die Politik ist auf dem besten Weg unseren Berufsstand auszumerzen. Die neuen Gesetzesentwürfe, die im September beschlossen werden sollen, werden endgültig die hausärztliche Versorgung in unserer Stadt in den Ruin treiben. Die ersten Insolvenzen sind zu erwarten, ausscheidende Kollegen bekommen keine Nachfolger mehr und wer von den verbleibenden Hausärzten noch Stolz und Lust auf seinen Beruf empfindet wird früher oder später das Weite suchen müssen. Alternativen bieten sich genug und eine fremde Sprache ist schneller gelernt als ein Medizinstudium mit jahrelanger Weiterbildung.
Sollten Sie als Patient also daran interessiert sein, dass Ihr Hausarzt nebenan, Ihnen und Ihrer Familie weiterhin in Gesundheitsfragen kompetent zur Seite stehen soll und Sie dort nicht nur nach Ihren körperlichen Beschwerden eingeschätzt, sondern Sie wie gewohnt in Ihrem sozialen und familiären Gefüge betrachtet werden, einfach weil in den Jahren der Behandlung ein vertrauensvolles Miteinander entstanden ist, so unterstützen Sie Ihren Hausarzt in seinem Protest gegen die vorgesehene Gesundheitsreform. Vertrauen Sie darauf, dass unser Protest nicht auf Ihrem Rücken ausgetragen wird, sondern gerade wir Hausärzte uns für eine Verbesserung Ihrer Gesundheitsversorgung einsetzen wollen. Dazu gehört aber auch die Verbesserung unserer Arbeitsbedingungen und unseres Honorars, da sonst schon bald kein Hausarzt mehr in Ihrer Nähe tätig sein wird.
Kämpfen Sie also bitte gemeinsam mit uns um den Erhalt der hausärztlichen Versorgung in Bochum.
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Hier kann der Patienten-Flyer für Bochumer Hausärzte zur Auslage im Wartezimmer heruntergeladen werden: